Die Erzählung von der "blutflüssigen Frau" aus dem Markusevangelium steht
im Mittelpunkt dieser Untersuchung. Ulrike Metternich leuchtet die Hintergründe
der Perikope sehr genau aus: das jüdische Menstruationsgesetz, die Alltagspraxis
der Frauen damals, die frühchristliche Theologie und ihr Verhältnis zur
Sexualität. Metternichs Auslegung der Erzählung liegt quer zur herrschenden
Meinung. Nicht um einen Tabubruch gehe es hier, wie die meisten Exegeten
behaupten, sondern Markus erzählt die Geschichte von der tiefen Gottesbegegnung
einer Frau, die am eigenen Leib die Kraft ("Dynamik", "Geist") Gottes erfährt.
Es ist eine Erzählung vom Anbruch der heilen Zeit, von der Gegenwart des
Reiches Gottes. Metternichs Studie ist ein hervorragendes Beispiel einer
sozialgeschichtlich orientierten und feministischen Bibelexegese.