Die Novellen sind in zwei Gruppen zu je fünf Geschichten zusammengefasst.
Ein Vorwort schildert Handel und Wandel im fiktiven Städtchen Seldwyla,
einem >>wonnigen und sonnigen Ort... irgendwo in der Schweiz<<. Die scheinbare
Idylle ist indes brüchig: Kleinbürgerliche Enge, Existenznöte und gestörte
familiäre Verhältnisse - wiederkehrende Hauptmotive im OEuvre von Keller
- bestimmen den Alltag der Seldwyler, die nichtsdestotrotz mit Sympathie
und feiner Ironie als eine Ansammlung skurriler Außenseiter geschildert
werden. Zu ihnen gehört etwa Pankraz, der Schmoller, der aus der Enge von
Dorf und Elternhaus in die weite Welt flieht, wo ihn ein eitles Fräulein
und ein wilder Löwe von seiner Verstocktheit heilen. Einen ernsten Erzählton
schlägt die aus dem Rahmen fallende Erzählung Romeo und Julia auf dem Dorfe
an, die das shakespearesche Drama in die Wirkungsvolle Naturkulisse der
ländlichen Schweiz verlegt. Unerbittlich strebt das Geschehen zum tragischen
Höhepunkt, den Doppelselbstmord des gesellschaftlich geächteten Liebespaars.
Den Abschluss des ersten Bands bildet das an E. T. A. R Hoffmann gemahnende
Märchen Spiegel, das Kätzchen. Zu den populärsten Erzählungen des zweiten
Bands gehören Kleider machen Leute, die tragikomische Geschichte des gar
nicht tapferen Schneiderleins Wenzel, das gesellschaftliche Anerkennung
durch den Diebstahl eines kostbaren Gewands erringen will und kläglich
scheitert, und Die missbrauchten Liebesbriefe. Gemildert wird der bisweilen
grimmige Humor des Autors durch die starke Verankerung seiner Prosa in
Brauchtum und Kultur seines Heimatlands, die den Erzählungen einen volkstümlichen
Charakter verleiht.