Die Kirche hat an der Vierzahl der Evangelien seit den Anfängen festgehalten. Schon für Origenes (185-253 n. Chr.), dem größten Gelehrten des christlichen Altertums, war die Vierzahl so heilig, daß jede Abweichung von dieser Zahl als Häresie gewertet wurde. Jedes der vier Evangelien ist gleichsam ein Edelstein, der anders funkelt.
Das Matthäusevangelium, das in diesem zweiten Band ab dem 5. Kapitel kommentiert wird, beinhaltet in der sogenannten Bergpredigt die Ethik Jesu als die Vervollkommnung der Ethik der Thora. Für Matthäus muß diese Ethik Jesu die des Christen sein, ohne daß sich darin sein Christensein beschränkt; denn christliches Leben heißt, sich mit Jesus Christus zu identifzieren (Gal 2,20). Er ist der Fels unseres Lebens, er ist die Wahrheit, auch wenn eine Gott widrige Welt diese Wahrheit relativieren möchte. Es gibt keinen anderen Weg zu Gott als Jesus Christus (Matth 11,27; Joh 1,18).
Vergessen wir als Christen auch nicht das Wort Jesu, das uns der Apostel und Evangelist Matthäus am Ende seines Evangeliums einschärft: 'Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.' (Matth 28,20)
Prof. Dr. Karl Jaros (1944-2025) war ordentlicher Professor für Alt¬testamentliche Bibelwissenschaft an der Theologischen Fakultät Linz und lehrte bis 2016 am Institut für Orientalistik der Universität Wien.