Im Fru?hjahr des Jahres 1996 fu?hrten Jacques Derrida und Alexander García Du?ttmann ein Podiumsgespräch am Royal Institute of British Architects in London, das seinen Ausgang von der Frage nahm, warum im Englischen (und im Deutschen) zwei Ausdru?cke fu?r das französische
peut-être
existieren. Diese Differenzierung zwischen
perhaps
und
maybe
bzw.
vielleicht
und
möglicherweise
bietet Derrida die Gelegenheit, zwei unterschiedliche Konzepte des Ku?nftigen voneinander abzugrenzen. Während die Kategorie des Möglicherweise eine konkrete Antizipation eines zuku?nftigen Geschehens bezeichnet, das im Rahmen des bereits Anzunehmenden oder Vorstellbaren verbleibt, entzieht die »Modalität des Vielleicht« sich jeglicher Erwartbarkeit. Derrida, der sich hier - und auch in seiner knapp zuvor erschienenen Schrift zur
Politik der Freundschaft
- auf Nietzsches »gefährliches Vielleicht« bezieht, adressiert mit dem Vielleicht den uneinholbaren Möglichkeitsraum eines Ereignisses, das sich jeglichem Kalku?l und jeder Programmierbarkeit entzieht, ohne mit dem philosophiehistorisch u?bel beleumundeten Zufall gleichgesetzt werden zu können. Die fu?r Derrida folgenreiche Präferenz fu?r das
Vielleicht
wird im Verlauf des Gesprächs weiterentwickelt, um sie einerseits vom Anschein eines möglichen Relativismus freizuhalten und andererseits nach ihren Folgen fu?r ein politisches Denken zu fragen, das sich an einem schlechthin offen konzipierten Kommenden ausrichtet.Das auf Englisch gefu?hrte Gespräch erscheint in der Übersetzung von Alexander García Du?ttmann nun erstmalig auf Deutsch, ergänzt um ein Nachwort, in dem Du?ttmann die Themen des Dialogs nach gut 30 Jahren auf ihre Anschlussfähigkeit fu?r unsere Gegenwart hin befragt. Was sich als gut verständliche Einfu?hrung in Derridas Ereignisdenken lesen lässt, ermöglicht zugleich einen präzisen Blick auf aktuelle Fragen der Verantwortung: »Es ist ein Gespräch aus dem Giftschrank, das sich, schlau und geschickt, als Heilmittel missbrauchen lässt, etwa weil es an tagespolitische Angelegenheiten ru?hrt [?] oder ethische Fragen aufwirft - Andersheit dreißig Jahre später: die Diversität, die keinem weh tun darf.« (AGD)
Im Frühjahr des Jahres 1996 führten Jacques Derrida und Alexander García Düttmann ein Podiumsgespräch am Royal Institute of British Architects in London, das seinen Ausgang von der Frage nahm, warum im Englischen (und im Deutschen) zwei Ausdrücke für das französische
peut-être
existieren. Diese Differenzierung zwischen
perhaps
und
maybe
bzw.
vielleicht
und
möglicherweise
bietet Derrida die Gelegenheit, zwei unterschiedliche Konzepte des Künftigen voneinander abzugrenzen. Während die Kategorie des Möglicherweise eine konkrete Antizipation eines zukünftigen Geschehens bezeichnet, das im Rahmen des bereits Anzunehmenden oder Vorstellbaren verbleibt, entzieht die 'Modalität des Vielleicht' sich jeglicher Erwartbarkeit. Derrida, der sich hier - und auch in seiner knapp zuvor erschienenen Schrift zur
Politik der Freundschaft
- auf Nietzsches 'gefährliches Vielleicht' bezieht, adressiert mit dem Vielleicht den uneinholbaren Möglichkeitsraum eines Ereignisses, das sich jeglichem Kalkül und jeder Programmierbarkeit entzieht, ohne mit dem philosophiehistorisch übel beleumundeten Zufall gleichgesetzt werden zu können. Die für Derrida folgenreiche Präferenz für das
Vielleicht
wird im Verlauf des Gesprächs weiterentwickelt, um sie einerseits vom Anschein eines möglichen Relativismus freizuhalten und andererseits nach ihren Folgen für ein politisches Denken zu fragen, das sich an einem schlechthin offen konzipierten Kommenden ausrichtet.Das auf Englisch geführte Gespräch erscheint in der Übersetzung von Alexander García Düttmann nun erstmalig auf Deutsch, ergänzt um ein Nachwort, in dem Düttmann die Themen des Dialogs nach gut 30 Jahren auf ihre Anschlussfähigkeit für unsere Gegenwart hin befragt. Was sich als gut verständliche Einführung in Derridas Ereignisdenken lesen lässt, ermöglicht zugleich einen präzisen Blick auf aktuelle Fragen der Verantwortung: 'Es ist ein Gespräch aus dem Giftschrank, das sich, schlau und geschickt, als Heilmittel missbrauchen lässt, etwa weil es an tagespolitische Angelegenheiten rührt [...] oder ethische Fragen aufwirft - Andersheit dreißig Jahre später: die Diversität, die keinem weh tun darf.' (AGD)