Ein kaleidoskopisches Porträt, eine Montage aus zurückhaltend kommentierten Merckschen und zeitgenössischen Schriften, Briefen und Dokumenten: der Freund und Mentor des jungen Goethe, der gefragte Mitarbeiter von Wielands "Merkur", der Autor, Kunsttheoretiker und Cicerone von Herzogin Anna Amalia.Wenn man Johann Heinrich Merck (1741-1791) heute überhaupt noch kennt, dann als vermeintliches Vorbild von Goethes Mephistopheles-Figur. Während die Goethe-Literatur ihn auf einen Trabanten der Weimarer Klassik reduziert, auf die kurze Anmerkung, dass Merck durch seine gleichgültige Reaktion auf eine Lesung aus dem Manuskript des "Werther" ("Nun ja, es ist ganz hübsch") Goethe beinahe veranlasst hätte, das Werk ins nächste Kaminfeuer zu werfen, so geht diese Biografie daran, Merck aus dem Zerrspiegel der Weimarer zu rücken. Mercks Existenz wird aus dem historischen Material "herausgeschält": der Freund und Mentor des jungen Goethe, der u.a. 1773 dessen "Götz" verlegt; der langjährige gefragte Mitarbeiter von Friedrich Nicolais "Allgemeiner Deutscher Bibliothek" und von Wielands "Merkur"; der Autor, Kunsttheoretiker und Cicerone von Herzogin Anna Amalia, der dilettierende Archäologe, Paläontologe und Anatom; der gescheiterte "Baumwollfabrikant"; der mittelständische Intellektuelle zwischen Fortschrittsoptimismus und Resignation, der sich als Beamter in einem deutschen Duodezfürstentum abarbeitet und der seinem Leben kurz nach einer Dienstreise ins nachrevolutionäre Paris ein Ende setzt. Ein kaleidoskopisches Porträt, das die oftmals dünnen Indizienfäden nicht fiktional verknüpft, sondern mit einem dichtgewobenen Teil-Aspekt von Zeit und Umständen hinterlegt.Dr. Walter Schübler, geboren 1963 in Lindach, Oberösterreich; Übersetzerstudium (Französisch, Englisch, Portugiesisch), lebt als Freier Kritiker und Lektor in Wien; Sachbuchkritiken und Aufsätze für den "Falter", die "Gegenwart", das "Spectrum" (Wochenend-Feuilleton der Wiener Tageszeitung "Die Presse"), wo er derzeit als Redakteur tätig ist.