Seine Zeichnungen tragen Titel wie Der Drohfinger Gottes oder Die Züchtigung, Die Todestreppe oder Wie Du mir - so ich Dir. Angst und Gewalt waren von früh an die Begleiter von Peter Wirz, geboren 1915 in Zürich als Sohn des nachmals berühmten Neuguineaforschers Paul Wirz. Von pietistischen Basler Tanten aufgezogen, wegen «Abnormität» in Heime und auf Bauernhöfe abgeschoben, als «Psychopath» entmündigt und schliesslich kastriert, fristete er das unscheinbare Leben eines Gärtnergehilfen und verstarb 2000 in Basel. Ab den 1940er-Jahren schuf er als Autodidakt im Verborgenen sein künstlerisches Werk: rund 700 Farbstiftzeichnungen im A4-Format mitsamt erläuternden Texten. Er erfand einen eigenen, aus der christlich-abendländischen Heraldik abgeleiteten Stil und gestaltete insbesondere zwei Themen mit dem Körper als Zentrum: Liebe, die er nie kennenlernte, und Bestrafung, bei der er sich auskannte. Das wundersame, Schönheit und Schrecken vereinende Werk wäre unentdeckt geblieben, hätte es nicht der Basler Künstler Dadi Wirz, sein Halbbruder, seit den 1970er-Jahren gesammelt und vereinzelt in Gruppenausstellungen von Art Brut untergebracht.
Der Basler Autor Andres Müry, ein Neffe des Künstlers, stellt dessen Leben und Werk nun in der Monografie Wirziana. Die andere Welt des Peter Wirz zum ersten Mal umfassend vor. 55 Farbtafeln in Originalgrösse, eine Auswahl von Texten und Skizzen sowie Fotos und andere Lebensdokumente begleiten seinen Essay Der Kontinent Wirziana. Die Kunsthistorikerin Monika Jagfeld, Leiterin des St. Galler Museums im Lagerhaus, situiert in ihrem Beitrag das Werk im Kontext von Art Brut und Outsider Art.