Kann es eine Gesellschaft verantworten, den Todeswunsch eines Menschen zu unterstützen?
Gibt es eine Pflicht zu leben? Ab wann ist ein Leben möglicherweise nicht mehr lebenswert
und wer darf das bestimmen?
In der Schweiz gibt es mit »Exit« und »Dignitas« seit Jahren zwei Organisationen, die
todeswillige Menschen auf ihrem letzten Weg begleiten - und dies nicht nur, indem sie
den Giftbecher bereitstellen. Mit dem Verweis auf die deutsche Vergangenheit hat sich
Deutschland von derlei Debatten bislang weitgehend fern gehalten. Zwei Drittel der
Deutschen sind jedoch laut einer Forsa-Umfrage der Meinung, ein schwerkranker Mensch
solle über Zeitpunkt und Art seines Todes selbst bestimmen dürfen. Spätestens seit
»Dignitas« eine Zweigstelle in Hannover eröffnet hat, ist das Thema des institutionalisierten,
assistierten Freitods auch in Deutschland angekommen.
In ihrem eindrucksvollen und nachdenklichen Buch nähert sich Svenja Flaßpöhler dem
Suizid aus philosophischer und kulturgeschichtlicher Sicht, ohne dass es ihr dabei um eine
Universalthese geht. Vielmehr stellt sie verschiedene Fragen, Standpunkte und Stimmen zum
Phänomen Freitodhilfe in eine spannungsvolle Beziehung zueinander und damit weiter zur
Debatte. Sie schlägt den Bogen von der Antike, in der der Selbstmord als eine durchaus
ehrbare Praxis angesehen wurde, hin zu zwei konkreten Menschen, bei deren begleitetem
Sterben sie anwesend war. Minutiös und sensibel beschreibt sie Atmosphäre und Verlauf des
Ablebens, die Motive der Sterbebegleiter und die Gedanken und Gefühle von Angehörigen
und Freunden.